Was gegen Zecken im Garten tun
2019 ist wieder ein Zeckenjahr
2018 hatte ich schon viele Zeckenstiche. Aber in diesem Jahr ist es noch schlimmer, es waren bis Ende Juli über 20 Zeckenstiche. Man streift die Zecken von Gräsern, Zweigen oder Blättern ab, wo sie in Wartestellung auf ihre Opfer warten und sich bei Kontakt sofort fest krallen. Dann suchen die Tiere einen Weg unter die Kleidung und einen guten Einstichpunkt an dünnen, gut durchbluteten Hautstellen. Genau wie Mücken ziehe ich diese Dinger richtig an.
Da die Zecken schwere Erkrankungen übertragen können, ist es wichtig, die Blutsauger so schnell wie möglich zu entdecken und zu entfernen. Meist gelingt es beim abendlichen Duschen, den kleinen dunklen Punkt zu entdecken. Ich entferne sie nur noch mit der Zeckenkarte, die den Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) in jeder Größe sauber aus der Haut hebt.

Zecke Gemeiner Holzbock
So heißt nämlich die Zecke, die in Deutschland am häufigsten Menschen befällt. Eine Zecken-Pinzette ist für nicht gut erreichbare Partien, wie z.B. den Bauchnabel zu empfehlen, aber sonst kneift man sich zu oft in die Haut oder quetscht die Zecke.
Besser ist es aber, das Risiko, von einer Zecke gestochen zu werden, bereits im Vorfeld zu verringern.
Bild von Jerzy Górecki auf Pixabay
Vorsichtsmaßnahmen gegen Zecken – was macht Sinn?
1.) Zecken lassen sich nicht von Bäumen auf ihre Wirte fallen. Sie sitzen Tage bis Wochen auf Grashalmen oder Blättern in einer Höhe, die einen optimalen Kontakt zu den jeweiligen Wirten garantiert und warten dort. Das heißt: Mähen Sie Rasen und Wiesen, auf denen Sie sich oft bewegen, möglichst oft. Meiden Sie Zeckenvegetation. Gerade in hohen Gräsern, im Unterholz oder in Sträuchern fühlen sich Zecken besonders wohl.
2.) Aufgüsse von Zitronen oder Kräutern mit ätherischen Ölen wie Pfefferminz et c. ,die mit Sprühflaschen auf Flächen am Rande des Sitz- oder Liegeplatzes aufgebracht werden, sollen wohl einen abwehrenden Einfluß auf die Zecken haben.
Kokosöl gilt als natürliches Hausmittel gegen Zecken und Insektenstiche. Die Laurinsäure, die in nativem kaltgepressten Kokosöl mit bis zu 60 % enthalten ist, ist antimikrobiell und die Wirkung soll ähnlich wirksam wie industrielle Repellents.
Schwarzkümmelöl ist als altes Hausmittel vor wenigen Jahren als Zeckenmittel für Hunde und Pferde wieder entdeckt worden. Das Öl wird ins Futter der Tiere gemischt und wirkt vorbeugend gegen Zeckenbefall.
Kleine Gräben, mit Kies gefüllt oder grobem Rindenmulch als Unterbrechung der „Wanderwege“ sind Unfug, weil die Zecke in ihrem Leben vielleicht 1,5 m aktiv zurücklegt. Sie ist quasi sehr lauffaul.
3.) Mulchdecken aus Laub, die ich sehr gerne auf unserem trockenen Heidesand ausbringe, verbessern die Böden langfristig. Gleichzeitig bieten sie aber Zecken einen Super-Unterschlupf. Im Hinblick auf Zeckenschutz ist Laubmulch also nicht empfehlenswert. Ebenso sind verlassene Vogelnester und nicht gereinigte Nistkästen sehr beliebt. Unterholz und Laub, also alles, was im Sommer Schutz vor zu viel Hitze und im Winter eine gute Überwinterung bietet, sollte beseitigt werden.
Ähnlich wirken leider auch Bodendecker wie Efeu oder Pachysandra, aber von denen werde ich mich nicht trennen.
4.) Alles, was die Wirtstiere der Zecken abhält, schützt also auch vor Zecken. Diese Tiere legen nur minimale Wege zurück. Ein entsprechender Zaun hält Fuchs und Hase und Rehwild ab. Auch Repellents gegen die Wirte, die man auch aus anderen Gründen nicht so gern im Garten hat, sorgen für einen geringeren Befallsdruck.
Auch wenn man seinen Holzstapel gern am Haus aufstellt, weil es praktisch ist und kernig aussieht, ist es ein idealer Unterschlupf für Mäuse. Ebenso sieht es mit Vogelhäuschen und Vogelfutterstellen aus, da man gerne im Winter die Tiere an der Futterstelle vom Fenster aus beobachten möchte. Wenn auch das Eichhörnchen sich bedient hat, liegt mehr Futter unter der Futterstelle als drin und auch das lockt Mäuse an, die Hauptwirte der Zecken. Diese Plätze sind dann auch die wichtigsten Auslegestellen für die Zeckenrollen. Also Holzlager und Vogelfütterung weg vom Haus!
5.) Sich selbst und die Kleidung mit Autan, Anti-Brumm-Zecken oder Ballistol-Stichfrei einzusprühen, schützt für einige Stunden erfolgreich, was ich bei allen Produkten sicher bestätigen kann. Lange Hosen, möglichst aus hellem Stoff, sind sehr gut. Lange Strümpfe, die man über die Hose zieht. Praktisch dazu Einweckgummis, die das Ganze fixieren. Um Zecken, die unentdeckt in der Kleidung übernachten, in der Waschmaschine abzutöten, reicht die 40°-Wäsche nicht aus, es müssen schon 60° sein.
Imprägnierung – Es gibt Berufs- oder Sportkleidung, die mit einem Biozid, meist Permethrin, imprägniert wurde. Das Mittel bleibt selbst nach mehreren Waschgängen noch wirksam. Zecken, die sich auf solch einem Stoff aufhalten, werden nach kurzer Zeit betäubt oder sind tot und fallen ab, da das Nervengift sehr schnell wirkt.
6.) Eine sehr intelligente Lösung, den Befallsdruck an entscheidender Stelle zu verringern, sind die Zeckenrollen. Hier wird bereits die Entwicklung der Larven und Nymphen in frühester Entwicklung gestoppt. Mäuse, die entschiedenen Hauptwirte sorgen aktiv dafür, dass Zeckenlarven und -nymphen abgetötet werden. Das geschieht dadurch, dass die neugierigen Mäuse das in den Zeckenrollen angebotene, mit Permethrin behandelte Nestbaumaterial ins Nest tragen. Die ganze Mäusefamilie lebt nun von Zecken unbehelligt weiter und eine Zeckenplage ist abgewendet. Ein erwachsenes Zeckenweibchen kann bis zu 3000 Eier legen. Die Vernichtung von Zecken im frühen Entwicklungsstadium ist also entscheidend, um Ihren Garten frei von Zecken zu halten.
7.) Gleichzeitig ist natürlich auch die Bekämpfung von Mäusen als Hauptwirt eine starke Maßnahme, den Zeckendruck einzudämmen.
8.) Auch in diesem Jahr war es teilweise sehr trocken und wir haben unsere Gärten bewässert. Um nicht den ganzen Garten völlig einzuweichen und auch, um Wasser zu sparen, ist es sehr effektiv, eine Tropfbewässerung zu installieren, die Wasser sparsam und gezielt abgibt, so dass die Zecke leer ausgeht.
9.) Gegen FSME gibt es eine Impfung, FMSE ist die Abkürzung für: Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine Gehirn-, Gehirnhaut- oder Rückenmarkentzündung, die durch Viren verursacht wird. Früher wurde sie nur Waldarbeitern, Förstern und Landwirtschaftsarbeitern empfohlen, während heute sich in den Risikogebieten jeder, der sich gerne im Grünen aufhält, impfen lassen sollte. Besonders wichtig sei das übrigens für Kinder, die viel draußen sind. Es gibt immer wieder Fälle von Kindern, z.B. aus Waldkindergärten, die mit FSME infiziert wurden. Wichtig ist hier, dass FSME-Viren beim normalen Blutsaugen der Zecke sofort übertragen werden, da sie sich im Speichel befinden, der zu Betäubungszwecken und zum besseren Blutfluss diverse Inhaltsstoffe enthält, die in die Wunde injiziert werden.
10.) Zur Zeit ist es zwar nicht aktuell, aber Weihnachten kommt ja wieder ganz überraschend. Auch der Weihnachtsbaum hat Zweige in der Höhe von 10 bis 60 cm und ist somit ein interessanter Warteplatz für die Zecke. Es ist gut möglich, dass man sich mit dem Jahres-Endzeit-Baum Zecken ins Haus holt. Genauso sieht es mit den Brennholzscheiten aus, die in einem Vorratsgefäß neben die Feuerstätte gestellt werden. Neben Spinnen und anderem positiven Getier haben sich auch hier Zecken unter der Rinde oder in einem Spalt auf die Überwinterung vorbereitet, die nun ab 8° C in der Hoffnung auf eine Mahlzeit an einem CO²-Erzeuger unterbrochen wird.
Die Maßnahmen gelten alle für den Gemeinen Holzbock in der unmittelbaren Hausnähe, wo man sich häufig aufhält. Man kann nicht bis in den letzten Winkel des Gartens alles besprühen und ausräumen. Es gibt Zecken, die warme, trockene Umgebung lieben – die Hyalomma ist eine solche; und es gibt welche, die aktiv auf Wirtstiersuche gehen oder die auch Vögel als Wirte haben. Zäune helfen in diesem Fall wenig.
Biologische Bekämpfung und Forschung zu Zeckenbekämpfung
1.) Die Universität Hohenheim arbeitet in Kooperation mit dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg an zwei biologischen Bekämpfungsarten der Zecke: Die Zeckenerzwespe (Ixodiphagus hookeri) legt ihre Eier in die Nymphen der Zecken und der einheimische Pilz Metarhizium anisopliae befällt und durchdringt die Zeckenlarven und Nymphen und tötet sie innerhalb von drei Wochen. Die Zucht der Wespen ist aber wohl etwas schwierig. Die Killerpilzanwendung ist aber wohl auf einem gutem Weg. Biotechnologen der Fachhochschule Bielefeld haben als Hülle für die einheimischen Pilze kleine Granulat-Kapseln, richtige Pilzbomben entwickelt, die einfach wie die bekannten „Seed-Bombs“ in die zu schützende Fläche geworfen werden. Dabei setzen die enthaltenen Hefezellen CO² frei, von dem die Zecken massiv angelockt werden, da sie einen Wirt und eine Blutmahlzeit erhoffen. Stattdessen werden sie von dem Killerpilz vernichtet. Sobald diese Bekämpfungsmethode großtechnisch umgesetzt werden kann, verspricht sie, erfolgreich entlang den Wanderrouten des Wildes, in Naherholungsgebieten und anderen Flächen eingesetzt werden zu können. Allerdings habe ich Berichte über den Pilz mit Datum bereits aus 2008 studiert, also richtig kommt man nicht voran – vielleicht sind Forschungsgelder lieber in windigeren Themen investiert.
2.) Durch Beweidung mit Schafen und Kühen sollen im Rahmen des Landschaftsschutzes Brachflächen, Streuobstwiesen und Waldränder zeckenfrei gemacht werden. Wo die Beweidung stattfindet, gibt es deutlich weniger Nagetiere, die die Borrelien in sich tragen. Kühe zeigen keine Borreliose-Symptome und die Krautschicht, die vorher den Zecken Schatten, Feuchtigkeit und Überwinterung garantierte, verschwindet – und damit auch die Zecken.
Borreliose und FSME Bund Deutschland – Die BFBD-Beratungshotline ist auch im Winter erreichbar unter 01805-006935 (14 Cent aus dem deutschen Festnetz).
Entfernung der Zecken, wenn sie doch gestochen haben
Mein letzter Zeckenstich liegt jetzt etwa 14 Tage zurück. Es war eine knapp 1 mm große Nymphe, auf jeden Fall ein sehr kleines Exemplar. Es sah mehr nach einem Pigmentfleck aus, aber beim Tasten konnte man den verhärteten Fremdkörper auf der Haut feststellen. Ich hatte noch gedacht, so ein kleines Ding kann ja kaum Schaden anrichten. Aber wie ich jetzt bei der Recherche feststellen mußte, ist eine Nymphe zehnmal gefährlicher als die ausgewachsene Zecke. Denn mit der Häutung zum adulten Tier verliert die Nymphe 90 Prozent ihrer Erreger. Die normal grossen Holzböcke von 2,5 bis 4,5 Millimeter Körperlänge sind deshalb weniger gefährlich als die ganz Kleinen. Ein weiteres Argument für die Zeckenrollen!
- Das Stechwerkzeug hat kein Gewinde, also nicht die Zecke herausdrehen. So reißt irgendwie der vordere Teil der Zecke ab und bleibt in der Wunde stecken
- Nicht schnell herausreißen, sondern sanft und gleichmäßig ziehen
- Nicht mit „Hausmitteln“ wie Öl, Benzin, Alkohol, Klebstoff oder sonst was versuchen, die Tiere zu ersticken oder abzutöten
Zeckenkarte
Nach einigen schlechten Erfahrungen mit Pinzetten bin ich auf die Zeckenkarte gekommen und zwar habe ich so eine grüne mit einem größeren und einem kleineren Schlitz und einer Lupe. Es ist wichtig, die Zeckenkarte richtig herum anzuwenden, damit die Zecke richtig in die Kerbe reingleitet. Die Beschriftung muss zu lesen sein. Die Einkerbung der Karte wird flach unter die Zecke geschoben, bis sie fest sitzt. Vorn liegt die Karte auf der Haut. Dann die Karte hinten ganz leicht anheben, ohne den Druck nach vorn zu reduzieren, Zecke und Haut heben sich an und ohne Ruck den Druck nach oben ganz leicht verstärken, bis die Zecke herausausgehebelt ist. Nun muß aber auch noch das Viech um die Ecke gebracht werden: nicht ins Klo spülen! Zecken können einige Wochen im Wasser überleben. Ich habe auch schon mal versucht, die zu zerdrücken. Zwischen Daumen und Zeigefinger kann man zwar massiven Druck ausüben und hätte sensibleren Kreaturen alles mögliche gebrochen oder sie gleich ganz zerquetscht: Die Zecke krabbelt ohne jede Wirkung einfach weiter. Hätte man Erfolg, wäre es auch nicht gut, denn man kann sich mit dem Inneren der Zecke infizieren.
Da die Karte die Zecke super an der engsten Stelle der Kerbe festhält, kann man ganz in Ruhe den Wasserkocher anschalten und etwas Wasser heiß machen, die Zecke mit dem Fingernagel in einen Becher schieben und überbrühen.
Zeckenpinzette
Bei Zecken-Pinzetten habe ich mich schon ziemlich oft selbst gekniffen. Außerdem muß man immer die Pinzette geschlossen halten, sobald die Zecke wirklich erfaßt wurde. Ähnlich verhält es sich mit Zeckenzangen.
Beide sind nicht so mein Fall. Aber für schwierige Stellen haben sie ihre Berechtigung.
Zeckenschlinge
Eine Zeckenschlinge habe ich bis heute noch nicht benutzt. Sie soll aber ebenfalls sehr erfolgreich sein.
Zecken bei Tieren entfernen
Bei Tieren ist wegen des Fells eine Zeckenkarte nicht einzusetzen. Aber auch hier ist mir etwas anderes als eine Pinzette lieber. Es gibt sogenannte Zeckenhaken, die aussehen wie kleine Brechstangen.
Biologie und Lebenszyklen
Zecken gehören zu den Milben. Aus dem Ei schlüpft die 6-beinige Larve, die sich eine Maus als erstes Wirtstier sucht und soviel Blut saugt, bis sie genug hat und sich abfallen läßt. Nach einigen Monaten häutet sie sich dann und wird zur 1,2 bis 2 mm großen Nymphe, die jetzt 8 Beine wie alle Milben hat. Auch in diesem Stadium braucht sie wieder eine Blutmahlzeit und sucht sich ein größeres Tier, z.B. eine Katze, ein Eichhörnchen oder Kaninchen. Später geschlüpfte Larven oder gehäutete Nymphen überwintern auch schon mal und suchen sich dann erst einen Zwischenwirt für Ihre neue Blutmahlzeit. Anschließend findet eine weitere Häutung zum erwachsenen, adulten Tier statt. Dieses wartet dann auf einen Endwirt, zu dem neben Rotwild auch Rinder und Pferde zählen und eben auch der Mensch. An diesem Wirt findet ebenfalls eine Blutmahlzeit des Weibchens statt, bevor es zur Paarung kommt. Das Männchen stirbt kurz nach der Paarung, das Weibchen erst nach der Eiablage. Mit dem Schlüpfen der Larven beginnt der Zyklus wieder von vorn.
Die ausführliche Entwicklung und auch die Vorgänge und näheren Umstände beim Stich für die Blutmahlzeit werden sehr schön hier erklärt.
In diesem Video aus Kalifornien mit einer anderen Zecke wird der Stich sehr gut illustriert.